Impulsvorträge und eine Diskussion beleuchteten die öffentliche Wahrnehmung von Architektur
Not in my Backyard“ – ein Titel mit Interpretationsmöglichkeiten überschrieb die 3. Veranstaltung der Stiftung Baukultur – Saar der Vortragsreihe „Zeitenwende“. Durch den Abend führte der stellvertretende Vorsitzende Jens Stahnke. Verbindendes Thema der beiden Impulsvorträge von Riklef Rambow (Professor für Architekturkommunikation am KIT Karlsruhe) und Peter Haimerl (Architekt aus München) war, wie sich Architekturkonzepte gegenüber der Öffentlichkeit zielführend präsentieren lassen.
Rambow begann mit der These: „Architektur betrifft jeden. Aber sie interessiert trotzdem keinen.“ In „14 sehr kurzen Geschichten“ zeigte er Beispiele, die er aus unterschiedlichen Gründen eher positiv oder negativ einordnete, die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit betreffend oder auch die Architektur selbst. Damit wollte er keine Antworten liefern, sondern viel lieber Fragen aufwerfen. Als „Triumph in der Architekturkommunikation“ bezeichnet er die Elbphilharmonie in Hamburg. Die Architekten Herzog & de Meuron hätten es geschafft, „der Stadt eine Identität zu geben“. Nicht überraschend: Als Desaster sieht er Stuttgart 21 und den Berliner Flughafen BER. Die Bauten von Arno Brandlhuber seien bei Architekten beliebt, aber für Bürger nicht vermittelbar. Er appellierte, die Öffentlichkeit mitzunehmen und mit Architektur „Geschichten zu erzählen, die Menschen begreifen.
Peter Haimerl sieht Architekt:innen in einer großen Verantwortung: Sie müssen der Menschheit das bringen, was sie nicht haben. Konsequenterweise ging er auf den Bürgermeister in Blaibach im Bayerischen Wald zu und sagte, der Ort brauche ein Konzerthaus. Es wurde gebaut. Als außergewöhnliche in den Boden hineinragende Skulptur, die Rambow auf seiner Positiv-Liste verortete.
Bei der abschließenden Diskussion, die Ulrich Pantle (Professor für Architekturtheorie an der htw saar) moderierte, ging es darum, ob das Spektakuläre ein Qualitätsmerkmal sei und wann Architektur zu oberflächlich werde (Stichwort Branding). Einig in der kontroversen Diskussion war man sich darüber, dass der Ort wichtig sei und Projekte ein Narrativ brauchen. Öffentliche Projekte seinen Visionen für
die Stadt.
Text: Kim Ahrend