Die Schule für Architektur Saar / Laboratory for Architectural Any Research and Design (SAS/LARD) eröffnet am Montag, 02.09.2024, um 19:00 in der BDA-Galerie Berlin die Installation „Knauben als Kulturtechnik. Vorbereitende Untersuchungen zu einer neuen Ästhetik des Bauens“.
Knaupen (oder Knauben, beide Formen existieren nebeneinander, offenkundig ohne eindeutige räumliche Unterscheidbarkeit) bezeichnet im Saarland und angrenzenden Regionen eine durch Laien vorwiegend manuell ausgeübte Tätigkeit des „Bastelns“ (engl. DIY, Do-It-Yourself, frz. Bricolage). Das Verständnis ist dabei uneinheitlich und reicht von einem schlecht mit ungeeigneten Materialien ausgeführten Pfusch, der nur kurzfristig hält, bis hin zur effizienten (Wieder-)Herstellung der Funktionstüchtigkeit auch komplexer Aggregate mittels einfachster Mittel, die eine gewisse Eleganz aufweisen können.
Seit geraumer Zeit wird bei Diskussionen über die Zukunft von Architektur und Städtebau eine Bauwende gefordert. Allgemein herrscht große Einigkeit über die grundsätzliche Notwendigkeit eines Umdenkens. Es gibt jedoch auch starke unterschiedliche Sichtweisen bei der konkreten Ausgestaltung und damit auch unterschwellig unauflösbare Paradoxien. So sind wir mit der Frage konfrontiert, ob wir mit diesem Paradigmenwechsel traditionelle Prinzipien nicht radikal in Frage stellen müssen. Müssen wir nicht mit der Bauwende den seit Vitruv geltenden disziplinären Kanon der Architektur hinterfragen und dafür andere Produktionsprozesse und Ausdruckformen entwickeln?
Hier setzt die Installation des Kollektivs SAS/LARD in der BDA-Galerie an, indem sie die Untersuchung der vor allem im Saarland verbreiteten Kulturtechnik des Knaubens als Modell vorstellt und den Referenzraum um eine wichtige, bisher randständige Position erweitert, deren künftiges Potential es zu entdecken gilt.
Praktische Beispiele vermitteln anschaulich eine gelebte Kultur der permanenten Erweiterung und Veränderung. Eine rhizomatische Darstellung zeigt exemplarisch die Narration eines durch Knauber bestimmten Bauprozesses und zeichnet räumliche, zeitliche und soziale Bezüge nach. Mit Begriffen wie „Gabe“, „Lager“, „Intuition“ und „Gebäudetyp K“ werden gelebte Praktiken auf ihre vielschichtigen kulturellen Ursprünge zurückgeführt und damit das Knauben als zukunftsfähige Grundlage eines noch zu verhandelnden künftigen Ausdrucks von Baukultur zur Diskussion gestellt.
Vernissage: Knauben als Kulturtechnik. Vorbereitende Untersuchungen zu einer neuen Ästhetik des Bauens
Montag, 02.09.2024, 19 Uhr
BDA-Galerie Berlin
Mommsenstraße 64, 10629 Berlin
Die Ausstellung ist bis zum 08.10.2024 geöffnet.